Tag 24 – „Quel pays (welches Land)“
Datum: 03.08.2023
Kilometer: 2639 Km
Ort: Chambilly
Position: 46.269248, 3.986705
Heute geht es weiter von der Loire weg und zum Doubs. Dazwischen fahren wir ein kleines Stück an der Saonne. Und wieder geht es Kanälen entlang. Diesmal dem Canal de Roanne à Digoin und dem Canal du Centre. Es gibt in Frankreich ein ausgedehntes Netz an Kanälen in allen Landesteilen und damit auch eine Verbindungen zu Wasser in alle Regionen. Wie schon geschrieben, wirtschaftlich sind viele Kanäle heute ohne Bedeutung, aber ein Mekka für Freizeitkapitäne. Wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist, und das gilt auch für die Ape, meidet man besser das ständige Auf- und Abfahren, besser man orientiert sich an Flußläufen, Kanälen und Eisenbahnlinien. Da sind Steigungen und Gefälle eher moderat und nicht so anstrengend.
Als mir heute diese beiden Radfahrer entgegen kommen muss ich spontan an den Kauf eines Rennrades Anfang der 80´ziger Jahre denken. Damals war die Fahrradbranche vollkommen am Boden. Kein Mensch wollte ein Fahrrad haben. Wer es sich irgendwie leisten konnte, kaufte ein Auto, Moped oder wenigstens ein Mofa. Aber Fahrrad fahren war so was von uncool. So war auch das Angebot an Fahrräder eher klein und Läden die mehr als das traditionelle Sortiment hatten eher selten. Damenrad ohne Stange, Herrenrad mit Stange und Kinderrad mit maximal 3-Gangschaltung, das war es dann auch. So fuhren wir also nach Bruchsal zu einem der wenigen Händler mit Rennrädern. Der Verkäufer im mittleren Alter hielt gar nichts von Giselind´s Idee ein Rennrad zu fahren. Mit allen Mitteln wollte er sie von den Vorzügen eine Hollandrades (Damenrad ++, auch Damenscheeser genannt) überzeugen. „Das ist doch nichts für eine junge elegante Dame, Sie müssen mit dem Bein über die Stange oder das Hinterrad. Wenn Sie da mal einen Rock tragen, …. Ich kann mich auch gar nicht erinnern, dass wir jemals ein Rennrad an eine Frau …. Glauben Sie mir mit einem Damenrad sind sie da besser bedient“. Doch Giselind ließ sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen. In letzter Verzweiflung wandte sich der Verkäufer an mich: „Reden Sie nochmal mit Ihrer Freundin. Das Rad hat eine Kettenschaltung. Da brauchts ein Gefühl für Mechanik und technisches Verständnis. Das ist doch nichts für eine Frau“. Letztendlich blieb dem Verkäufer ob der Hartnäckigkeit von Giselind keine andere Wahl: Rennrad verkaufen oder kein Rad verkaufen. Und da war er dann ganz Geschäftsmann.
Die badische Flagge war auch heute wieder Grund für Gespräche mit Franzosen. Wer soll auch in Frankreich diese Flagge kennen. Aber es gibt immer wieder auch Personen, die wissen wo diese Flagge hingehört. So auch heute. Bei einer kurzen Rast halten wir an einem kleinen Park mit Sitzbänken an. Drei ältere Herrschaften, eine Frau und zwei Männer sitzen nur ein wenige Meter entfernt. Nach einem beiderseitigen freundlichen „Bonjour“ beginnen die drei zu tuscheln. Wir bemerken, dass es irgendwie um uns gehen muss. Es dauert eine ganze Weile bis die Frau sich ein Herz fasst und auf uns zukommt. „Quel pays (welches Land)“, fragt sie. Ich sage: „Departement Baden en allemagne, madame“. Sie lacht: “ Ah, Baden-Baden, Rastatt“ da habe ich gewohnt“ Es ist nicht das erste mal, dass ehemalige Angehörige der französischen Arme, die in Deutschland stationiert waren, die Flagge erkennen.
Bis bald
Reinhard
Da haben halt jetzt noch ein Württemberger gefehlt